Im Zuge der A 4, Teilstrecke Dresden – Chemnitz (ehemals RAB-Strecke 83), überquert die Autobahn nördlich der Stadt Hainichen das Kratzbachtal, ein Seitental der Kleinen Striegis, die weiter östlich ebenfalls mittels einer Talbrücke überquert wird.


Maßstab 1 : 25 000 © Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2012Nadel www.landesvermessung.sachsen.de Bearbeitung: Thomas Haubold
Die ursprüngliche Planung der sächsischen Straßenbaudirektion unter Leitung des Dr.-Ing. Artur Speck im Auftrag der GEZUVOR, welche im November 1933 eingereicht wurde, sah eine weiter nordwestlich verlaufende Linie der Autobahn vor. Bei dieser Variante hätte man das Kratzbachtal etwa am Rande des Hainichener Waldes mit einem etwa 8 m hohen Erddamm überquert und den Bach lediglich in eine Rohrschleuse gelegt. Ein eigenes Bauwerk für den Bach (Brücke oder Durchlass) findet im Teilstrecken-Erläuterungsbericht keine Erwähnung.

Die Linie wurde jedoch – beginnend am geplanten AD Nossen bis in die Kurve vor der AS Hainichen – nach Süden verlegt. Dabei nahm man in Kauf, nun fünf Talbrücken – nämlich die über das Hirschfeldtal sowie die Täler der Freiberger Mulde, der Großen und der Kleinen Striegis und das Kratzbachtal – errichten zu müssen.
Brückensystem und Bauausführung
Anfang Januar 1936 begann die Löser Bauunternehmung aus Dresden die Brücke zu errichten. Als System wählte man eine Eisenbetonbalkenbrücke, bestehend aus zwei Teilbauwerken auf jeweils drei zweistieligen Rahmenpfeilern. Der Unterbau für die Richtungsfahrbahnen sollte aus jeweils drei Eisenbetonbalken bestehen. Gemeinsame Widerlager bildeten die Endbauwerke, welche hinterfüllt wurden. Sämtliche Ansichtsflächen der Brücke beließ man schalungsrau.



Die Fertigstellung der Brücke erfolgte Ende Juni 1936, also gerade sechs Monate nach Baubeginn!

Die Gesamtkosten des Bauwerkes beliefen sich auf 283 000 RM (ohne Fahrbahndecke). Bei einer Brückenfläche von ca. 3000 m³ (von Hinterkante Widerlager 0 bis Hinterkante Widerlager IV) kostete der m² somit rund 94,35 RM
Weitere Angaben zum errichteten Bauwerk:
Brückenmaße:
- Länge des Überbaus: 100,0 m
- Höhe über Talsohle: 18,0 m
- Breite gesamt: 24,52 m
- Stützweiten: 21,5 + 2x 27,5 + 21,5 m
- Gefälle: 1 : 431
Aufsteller des Bauwerksentwurfes: OBR DresdenZuständige Dienststelle für die Bauausführung: OBR Dresden/Bauabteilung NossenTag der Inbetriebnahme: 08.05.1937
Verarbeitete Massen:
- 3200 m³ Stampf- und Eisenbeton
- 265 t Rundeisen (Baustahl „St 37“)
- 1500 m³ Erdmassen bewegt
- 650 m³ Holz für Lehrgerüste und Schalung

Im Zuge der A 4, Teilstrecke Dresden – Chemnitz (ehemals RAB-Strecke 83), überquert die Autobahn nördlich der Stadt Hainichen das Kratzbachtal, ein Seitental der Kleinen Striegis, die weiter östlich ebenfalls mittels einer Talbrücke überquert wird.


Weitere Angaben zum Neubau:
- einzelliger, begehbarer Spannbeton-Hohlkasten
- Gesamtstützweite: 124,56 m
- Gesamtbreite: 38,00 m
- Brückenfläche: 4.733 m²
- Baukosten: 10,65 Mio. DM (2.250 DM/m²)
Zuständige Dienststelle für die Bauausführung und Aufsteller des Bauwerksentwurfes: DEGES, Berlin im Auftrag des FS SachsenEntwurfsbearbeitung: König, Heunisch und Partner, FrankfurtAufsteller der Ausführungsunterlagen: Ingenieurbüro Bung, HeidelbergBauausführung: Dyckerhoff & Widmann AG, NL Dresden und Nachunternehmen
Autor: Thomas Haubold, Dresden 2012 Bildbearbeitung: Peter Gombar und Thomas Haubold
Quellenverzeichnis:
Planungsunterlagen zum Streckenabschnitt Hainichen – Chemnitz (1933) (Gesamtbericht zur Strecke Dresden – Chemnitz – LG Thüringen mit Kostenzusammenstellung und Teilstrecken -Erläuterungsbericht mit Kostenanschlag, Lageplan, Längsschnitt), Archiv LASuV Sachsen
Dipl.-Ing. König (OBR Dresden): „Die Kratzbachtalbrücke bei Hainichen im Zuge der Reichsautobahn Dresden – Chemnitz – Weimar“ in „Die Bautechnik“ 1937, Heft 31, S. 409 – 412, Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin (mit Angaben zur Bauausführung, technische Daten, Details, Zeichnungen und Fotos)
Dokumentationsblatt BW61 (2002), LASuV Sachsen
